24.12.21

24. Dezember - Adventskalender

 Der Mistelzweig
von Katja von der Warth

„Die Legende vom Mistelzweig stammt aus den nordischen Sagen. Der Sohn der Liebesgöttin Frigga Balder wurde von dem Gott Loki durch die aus einem Mistelzweig gefertigte Pfeilspitze getötet. Frigga hatte vorab vergessen, den Mistelzweig zu bitten, ihrem Sohn nichts anzutun, da er nicht auf de Erde sondern in den Bäumen wuchs. Nach dem Tod ihres geliebten Sohnes vergoss Frigga bitterliche Tränen, die zu den weißen Beeren der Mistel wurden. Nach 3 Tagen gelang des Frigga, ihren Balder ins Leben zurückzuholen. Frigga nahm auch der Mistel ab, ihrem Sohn keinen Schaden mehr zuzufügen und küssten jeden, der unter dem Baum, von dem der tödliche Mistelzweig stammte, entlang ging.  Seitdem ist der Mistelzweig das Zeichen des Kusses.“

Wieder und wieder las sie diese Geschichte. Ihr war nicht bewusst, dass sie den Ursprung darin hatte, dass eine Mutter ihr Kind beschützen wollte. Dass der Mistelzweig ursprünglich zum Morden benutzt wurde, war ihr auch nicht klar gewesen. Sie kannte den Mistelzweig nur in seiner positiven Besetzung, dass man sich darunter küsste und dies dem Paar Glück bringen sollte, dass man unter dem Mistelzweig keinen Kuss verweigern durfte und dass ein unter ihm ungeküsstes Mädchen im Folgejahr nicht heiraten würde.

Bisher hatte sie den Brauch mit dem Mistelzweig nie mitgemacht und immer zugesehen, dass sie schnell unter mit diesen Zweigen geschmückten Türen durchging, um nicht jemanden küssen zu müssen, den sie nicht küssen wollte. Sie sah auf die Uhr, Heiliger Abend 11:30 Uhr vormittags. Vielleicht schaffte sie es noch schnell in den Blumenladen.

Als letzte Kundin betrat sie den Laden und ergatterte den letzten Mistelzweig. Wieder zu Hause befestigte sie diesen über dem Gartentörchen, schmückte das Törchen festlich und fotografierte ihr Werk. Dann setzte sie sich hin und formulierte folgende Nachricht an ihre Freunde und Nachbarn:

„Möge der Mistelzeig Euch allen Glück bringen. Paare, die ihr Glück auffrischen möchten, sind herzlich unter unseren Mistelzweig eingeladen. Lasst uns die frohe christliche Weihnachtsbotschaft mit dem Zeichen der Liebe der nordischen Liebesgöttin Frigga verstärken. Frohe Weihnachten.“

Sie selbst küsste ihren überraschten Mann, als dieser am Heiligen Abend von der Arbeit kam, intensiv unter dem Gartentor. In den folgenden Tagen kamen zu jeder Tages- und Nachtzeit immer wieder mehr oder weniger öffentlich Paare zum Gartentor der Familie, um das Angebot anzunehmen und sie freute sich sehr, dass ihre Idee so gut ankam.

1 Kommentar: