Der Adventskalender
von Katja von der Warth
An manchen Tage fiel es Lisa schwerer als an anderen, eine Fernbeziehung führen zu müssen, aber aus beruflichen Gründen ging es derzeit nicht anders. Heute war wieder einer dieser Tage. Es ist der 1. Dezember und Lisa sah auf die Nachricht, die Alex ihr gerade geschickt hatte.
Nun aber von Anfang an: Seit
Jahren schenkte Lisa Alex einen Adventkalender, den sie ihn immer mit allerlei
kleineren oder größeren, essbaren oder nützlichen Dingen befüllt hatte. Lisa
wollte ihm damit die Zeit, bis sie sich zu Weihnachten wieder für längere Zeit
in die Arme schließen können, zu versüßen. So hatte sie ihm auch in diesem Jahr
lächelnd einen Adventskalender überreicht.
Am 30. November hatten sie besprochen,
dass er den Adventskalender erst nach der Arbeit am Nachmittag öffnen würde.
Alex spürte Lisas Nervosität und auch, dass bei diesem Adventskalender etwas
anders zu sein schien, als bei denen aus den Vorjahren. Nach der Arbeit
schlüpfte er in seine gemütliche Hose, entzündete eine Kerze auf seinem
Adventskranz, machte sich weihnachtliche Musik an, holte den Adventskalender
vom Regal und setzte sich auf die Couch.
Alex wog den Adventskalender in
den Händen. Er schien noch leichter zu sein, als jeder von diesen
Schokoladen-Adventskalendern, die einem im Supermarkt nachgeworfen wurden.
Neugierig suchte er die Eins und öffnete sie. Sie war leer. Überrascht beugte
Alex sich über den Adventskalender und besah sich das Türchen genauer. Dann
entdeckte er es: Auf der Rückseite der Tür war ein QR-Code abgedruckt.
Alex stand auf und holte sein
Handy aus der Jackentasche. Zurück auf der Couch las er den QR-Code aus und ein
Foto von ihren gemeinsamen Unternehmungen. Gerne dachte er an diesen gemeinsamen
Tag, an dem sie einen Ausflug in einen Freizeitpark gemacht hatten zurück. Die
Erinnerung zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht.
Auch stellte er sich Lisa vor, wie
sie ihm diesen Adventskalender vorbereitet hatte, die schönsten gemeinsamen
Schnappschüsse des Jahres ausgewählt und sich dabei auch diesen Erinnerungen
hingegeben hatte.
Dann schrieb er Lisa eine
Nachricht: „Danke für den Adventskalender. Leider hast Du vergessen, ihn zu
befüllen, daher habe ich ihn sofort zum Altpapier gebracht.“ Mal sehen, wie
schnell sie sich meldete, damit er ihr richtig danken und ihr sagen konnte, wie
sehr er sich schon auf die nächsten 23 Türchen freute und auch darauf, wie sie sich
gemeinsam nochmal alle Bilder des Kalenders ansahen und in Erinnerungen schwelgten
und Pläne für die nächsten Ausflüge machen würden.
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